Kupfertoxikose beim Labrador
- Oakmore – Labrador Retriever
- 16. März
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Apr.

Die Kupferspeicherkrankheit (Kupfertoxikose) beim Labrador entsteht durch eine Kombination aus genetischer Veranlagung und verschiedenen Umweltfaktoren, darunter die mit der Nahrung aufgenommene Kupfermenge.
Kupfer wird über den Darm aus der Nahrung aufgenommen und anschließend in der Leber verarbeitet und gespeichert. Ein gesunder Hund reguliert diesen Prozess so, dass nur die benötigte Menge im Körper verbleibt, während überschüssiges Kupfer über die Galle ausgeschieden wird.
Ist dieser Mechanismus jedoch gestört, reichert sich Kupfer zunehmend in der Leber an. Ab einem bestimmten Punkt kann dies zu einer schweren Leberentzündung (Hepatitis) führen, die unbehandelt lebensbedrohlich sein kann.
Hille Fieten hat zu diesem Thema an der Universität Utrecht geforscht und eine Studie veröffentlicht: „Copper-associated hepatitis in the Labrador Retriever – diagnosis, treatment and genetics“ (Link zur Studie).
Symptome und Diagnose
Da sich Kupfer über einen längeren Zeitraum in der Leber ansammelt, bleiben betroffene Hunde zunächst oft symptomfrei. Erste klinische Anzeichen können zwischen dem 3. und 12. Lebensjahr auftreten, im Durchschnitt jedoch erst mit etwa 7 Jahren.
Umweltfaktoren und Belastungen wie bestimmte Medikamente, Trächtigkeit oder Laktation können das Fortschreiten der Krankheit beschleunigen.
Unbehandelt führt die fortschreitende Kupferspeicherung schließlich zu Symptomen eines Leberversagens:
Abgeschlagenheit
Erbrechen
Verminderter Appetit
Gelbsucht (gelbliche Verfärbung der Haut und Schleimhäute)
Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum
In schweren Fällen neurologische Symptome durch eine Funktionsstörung des zentralen Nervensystems
Ein frühes Anzeichen kann ein erhöhter Wert des Leberenzyms ALT im Blut sein. Allerdings schließt ein ALT-Wert im Normbereich eine Kupferansammlung in der Leber nicht aus. Daher sollten bei genetischer Veranlagung (Gentest) oder Verdachtsfällen weitere diagnostische Schritte unternommen werden.
Die einzige sichere Methode zur Diagnose ist derzeit eine Leberbiopsie. Dabei wird eine Gewebeprobe entnommen und auf den Kupfergehalt sowie den Entzündungsgrad untersucht.
Ernährung und Therapie
Die Untersuchungen zeigten, dass handelsübliche Trockenfutter teils deutlich erhöhte Kupferwerte enthalten, während die Zinkwerte oft unter den empfohlenen Mindestwerten liegen. Dies kann bei genetisch anfälligen Hunden die Kupferspeicherung in der Leber fördern.
Die Ernährung spielt daher eine wesentliche Rolle und kann das Erkrankungsrisiko sowie den Zeitpunkt des Ausbruchs beeinflussen. Eine kupferarme Diät mit hohem Zinkgehalt kann die Kupferspeicherung reduzieren oder normalisieren.
Da die auf Verpackungen angegebenen Kupfer- und Zinkwerte meistens nur die zugesetzten Mengen berücksichtigen, ist es sinnvoll, direkt beim Hersteller die tatsächlichen Gehalte zu erfragen.
Besonders für den diagnostischen Prozess ist allerdings auch wichtig zu berücksichtigen, dass eine (vielleicht unbemerkte) kupferarme Ernährung die Erkennung einer genetischen Kupferspeicherneigung somit auch verschleiern kann. Daher sollten die vorherigen Ernährungseinflüsse bei der Interpretation von Leberbiopsie-Ergebnissen stets mit einbezogen werden.
Wird die Krankheit frühzeitig erkannt und behandelt, kann sich die Leber bis zu einem gewissen Grad regenerieren, sodass betroffene Hunde in vielen Fällen eine normale Lebenserwartung haben können.
In schweren Fällen, in denen die Ernährung nicht ausreicht, um die Kupfermenge in der Leber ausreichend zu normalisieren, können Medikamente eingesetzt werden, die die Kupferausscheidung über die Galle fördern.
Genetische Faktoren
Bisher wurden Mutationen in den Genen ATP7A und ATP7B als entscheidend für die Kupferspeicherung identifiziert:
ATP7B-Mutation (Risikofaktor)
Eine Mutation im ATP7B-Gen ist hauptverantwortlich für eine übermäßige Kupferspeicherung.
ATP7A-Mutation (Schutzfaktor)
Eine Mutation im ATP7A-Gen kann die Kupferaufnahme im Darm verringern und wirkt dadurch teilweise schützend.
Dieser Schutzmechanismus ist jedoch begrenzt und bei Rüden ausgeprägter als bei Hündinnen.
Mutation im RETN-Gen (Schutzfaktor unklar)
Eine Mutation im RETN-Gen könnte ebenfalls den Kupfergehalt in der Leber reduzieren. Diese Zusammenhänge sind jedoch noch nicht abschließend erforscht.
Die Vererbung der Kupferspeicherkrankheit ist komplex und wird durch mehrere Gene beeinflusst. Neben den bereits identifizierten Genen ATP7A und ATP7B könnten weitere, noch unbekannte Faktoren eine Rolle spielen. Die Forschungen nach zusätzlichen genetischen Ursachen dauern daher noch an.
Dennoch kann ein Gentest auf die ATP7A-, ATP7B- und RETN-Mutationen (z. B. combibreed.de) bereits jetzt Hinweise darauf geben, ob eine genetische Veranlagung zur vermehrten Kupferspeicherung besteht.
Allerdings können auch Hunde ohne die Mutation in ATP7B vermehrt Kupfer in der Leber speichern, dies ist jedoch deutlich seltener. Dies spricht jedoch ebenfalls dafür, dass es noch weitere bisher unidentifizierte beteiligte Gene geben könnte.
Interpretation der Gentest-Ergebnisse
Die ATP7B-Mutation (Risikofaktor) prägt sich additiv aus. Somit ist das tatsächliche Risiko für eine Kupferspeicherung von der Anzahl der mutierten Allele und weiteren Faktoren (u. a. der Ernährung) abhängig.
n / n = Frei → Kein erhöhtes Risiko
n / CT = Heterozygot → Erhöhtes Risiko
CT / CT = Homozygot → Hohes Risiko für Kupferspeicherung
Die ATP7A-Mutation (Schutzfaktor) liegt auf dem X-Chromosom. Da Rüden (XY) nur ein X-Chromosom besitzen, benötigen sie nur eine Mutation von einem Elternteil für einen schützenden Effekt. Hündinnen (XX) hingegen, benötigen zwei Mutationen um besser geschützt zu sein als mit nur einer Mutation und müssen die Variante dafür von beiden Elternteilen erben. Daher erkranken Hündinnen häufiger als Rüden.
Rüden:
X (N) / Y = Frei → Kein schützender Effekt
X (mutiert) / Y = Heterozygot → Schützender Effekt
Hündinnen:
X (N) / X (N) = Frei → Kein schützender Effekt
X (N) / X (Mutiert) = Heterozygot → Geringer schützender Effekt
X (Mutiert) / X (Mutiert) = Homozygot → Schützender Effekt
Häufigkeit in der Labrador-Population
Laboklin hat bisher schon über 500 Hunde aus 15 Ländern getestet. Dabei wird deutlich, dass sowohl der Risikofaktor ATP7B, als auch der Schutzfaktor ATP7A in der Labrador Population recht häufig vorkommt und auch Hunde ohne Risikofaktor das Schutzgen tragen.

Der NLV (Niederländischer Labradorverein) gibt an:
Ca. 25–30 % der getesteten Hunde tragen die ATP7B-Mutation (Risikofaktor), einige davon auch das Schutzgen ATP7A.
Ohne schützende ATP7A-Mutation erkranken ca. 80 % der homozygoten Hunde mit der ATP7B-Mutation (Risikofaktor).
Die Gentest-Daten und weitere Informationen wurden zusammengestellt von Dr. Helena Niehof-Oellers (2025) in ihrem Artikel zur Kupferspeicherkrankheit (https://keienfenn.de/WP/kupferspeicherkrankheit).
Bedeutung für die Zucht
Die hohe Häufigkeit der ATP7B-Mutation (Risikofaktor) bei Labradoren (NLV ca. 25–30 %, Laboklin 45 %) und das Risiko einer schweren, potenziell tödlichen Erkrankung machen eine Berücksichtigung in der Zucht unerlässlich. Die zur Verfügung stehenden Gentests sollten daher unbedingt genutzt werden.
Hunde mit der ATP7B-Mutation sollten nur mit ATP7B-freien Hunden verpaart werden, um das Krankheitsrisiko zu senken.
Eine Blutuntersuchung (Leberprofil sowie Kupfer- und Zinkwerte) bei Zuchthündinnen mit der Mutation ist vor dem Decken ratsam, um gegebenenfalls die Ernährung anzupassen.
Bei homozygoten Hündinnen sollte die Zucht sorgfältig abgewogen werden, da mit jeder Trächtigkeit das Erkrankungsrisiko steigt. Außerdem würde selbst die Verpaarung mit einem freien Rüden dazu führen, dass alle Nachkommen Träger der ATP7B-Mutation sind.

Die ATP7A-Mutation (Schutzfaktor) wird X-chromosomal vererbt, was besondere Auswirkungen auf die Weitergabe hat:
Da männliche Nachkommen (XY) ihr Y-Chromosom vom Vater erben, können sie die ATP7A-Mutation nur von der Mutter erhalten.
Weibliche Nachkommen (XX) können die ATP7A-Mutation von beiden Elternteilen vererbt bekommen, sind jedoch mit nur einer Mutation schlechter geschützt als Rüden.
Rüden (XY) können ihr X-Chromosom ausschließlich an ihre Töchter weitergeben.
Hündinnen (XX) können jeweils eines ihrer beiden X-Chromosomen an jeden ihrer Nachkommen vererben.
Laut Laboklin sind nur etwa 50 % der Träger des (heterozygoten) Risikogens auch Träger des Schutzgens (heterozygot oder homozygot, ohne Unterscheidung nach Geschlecht).

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